Was Wäsche und Wetter mit den Raunächten zu tun haben

Zur Übersicht Christine Fuchs | 21.10.2020

Das Feiern der Raunächte geht weit in die Vergangenheit zurück. Manche Rituale stammen aus einer Zeit, in der Ereignisse der Natur nicht wissenschaftlich erklärt werden konnten. So entwickelten sich Rituale, die stark auf Aberglaube und Mythologie basieren. Manche halten sich bis heute. Das sind die Dos und Don’ts der Raunächte:

Die Vorbereitung

In der Zeit der Raunächte liegt das Augenmerk darauf, dass das alte Jahr zu Ende geht und etwas Neues beginnt. Unabgeschlossene Angelegenheiten, unerledigte Dinge und offene Fragen sollten beendet werden, um Platz für die neuen Themen des kommenden Jahres zu schaffen. Daher ist es für viele Leute wichtig

• Geliehenes zurückzugeben

• Ausgeliehenes zurückzufordern

• Schulden zu begleichen und Rechnungen zu bezahlen

• Alte Probleme zu klären

• Offene Fragen zu beantworten

• Aufzuräumen und zu putzen

Was man früher über die Raunächte dachte

Ein weit verbreiteter Brauch ist es, keine Wäsche zu waschen, sonst droht im kommenden Jahr große Not oder sogar der Tod. Grund dafür ist, dass sich die Wilde Jagd um Wotan in der draußen aufgehängten Wäsche verfangen könnte. Aus Rache könnte Wotan ein Wäschestück mitnehmen und als Leichentuch für den Besitzer nutzen.

Außerdem durfte nicht gesponnen werden, da man damit die drei Nornen bei ihrer Arbeit gestört hätte. Die drei Nornen waren die Spinnerinnen des Schicksals in der nordischen Mythologie, die zur Zeit der Raunächte die Fäden der Zukunft spannen.

Tiere sollen zur Mitternacht der Raunächte sprechen und sich über die Zukunft austauschen können. Wer sie allerdings hörte, starb kurz danach.

Stürme wurden während dieser Zeit dadurch erklärt, dass Wotan und Frau Holle mit der Wilden Jagd durch die Nacht rauschten. Man brachte Speiseopfer, die man vor die Türe stellte, um den Trupp gnädig zu stimmen. War das Heer zufrieden, begünstigten die Toten bei ihrer Rückkehr in die Erde das Wachstum der gepflanzten Samen. Wotan und die Wilde Jagd brechen zu Silvester, der Mitte der Raunächte, auf, um die Sonne aus der Unterwelt zu befreien. Zu dieser Zeit steht das Geisterreich offen, sodass die Seelen der Verstorbenen ausgehen und Umzüge abhalten können. Aus diesem Glaube heraus haben sich die Perchtenläufe entwickelt.

In der Zeit der zwölf Heiligen Nächte geborenen Kinder sagt man nach, dass sie übersinnliche Fähigkeiten besitzen. Sie sollen Kontakt zu Verstorbenen aufnehmen können.

Rituale und Bräuche

Viele Rituale der Raunächte sind eng verbunden mit den Bräuchen der Kirche zu den Weihnachtsfeiertagen. Andere rühren von heidnischen Bräuchen her. So ist es beispielsweise Brauch, ein Feuer zur Wintersonnenwende zu zünden. Es symbolisiert das Licht, das in den folgenden Tagen wieder erscheint. Gleichzeitig ist es vielerorts gang und gäbe auf Zetteln zu notieren, von welchen schlechten Gedanken oder Angewohnheiten man sich trennen möchte, und diese dann im Feuer zu verbrennen.

Das Feuerwerk an Silvester sollte ursprünglich böse Geister und Dämonen vertreiben. Und eine weitere typische Tradition an Silvester hängt mit den Raunächten zusammen: Das Bleigießen. So soll es in dieser Zeit besonders ergiebig sein, Orakel zu befragen, was man in Form des Bleigießens tut.

Oft wird die spirituelle Erfahrung in den zwölf Heiligen Nächten durch Räucherungen noch unterstützt. Man begibt sich dabei in eine höhere Dimension. Die Düfte machen wacher und schärfen die Wahrnehmung. Seelische Zustände werden greifbar und Erlebnisse noch intensiviert. Gerne genutzt werden beispielsweise Beifuß, Fichtenharz, Lavendel, Mistelkraut, Rosmarin, Salbei, Wacholder und Weihrauch.

Die zwölf Nächte können jeweils einem Monat zugeordnet werden. Dabei steht die erste Nacht für den Januar, die zweite für den Februar und so weiter. Das Wetter in der jeweiligen Nacht beschreibt, wie der Monat im kommenden Jahr werden wird. Viele Menschen nehmen die Natur, Geschehnisse und Träume in diesen Tagen besonders bewusst wahr, um daraus Schlüsse für das nächste Jahr zu ziehen. Was beispielsweise geträumt wird, spiegelt die Geschehnisse im entsprechenden Monat wieder.

Ein bekannter Brauch in den Alpen sind die Perchtenläufe. Angeführt werden sie von Frau Holle, der sogenannten Frau Percht. Unterschieden wird zwischen den guten Schönperchten und den bösen Schiechperchten. Die Perchten haben schwere Pelze an (Rauchwaren, wovon möglicherweise auch die Bezeichnung Raunächte abstammt), tragen Geläut mit sich und haben gruselige Masken auf. Bei ihrem Zug durch die Straßen machen sie viel Lärm und achten darauf, dass alle Vorschriften eingehalten werden, um drohendes Übel abzuwehren. Der Perchtenbrauch vermischt sich immer mehr mit dem Krampuslaufen.